elfen und feen in märchen und sagen

William Shakespeare dürfte einer der ersten bekannten Schriftsteller sein, der 1596 mit Ein Sommernachtstraum sowie 1611 mit Der Sturm Elfen, Feen und Luftgeister zum Leben erweckt hat.

Noch bekannter wird den meisten aber die Geschichte von Cinderella sein. In der ursprünglichen Version vom französischen Märchendichter Charles Perrault von 1697 taucht eine gute Fee auf, die für Cinderella eine Kutsche und ein Kleid für den Prinzenball zaubert. Leider wurde die Geschichte viele Jahre später von den Brüdern Grimm (Aschenputtel, 1812) und von Bechstein (Aschenbrödel, 1845) verändert, sodass die gute Fee von einem magischen Haselbäumchen ersetzt wurde.

Dafür befassen sich die Brüder Grimm in ihren deutschen Märchenerzählungen anderweitig mit Feen-Erscheinungen. Dornröschen dürfte jedem ein Begriff sein, dort ist die Rede von weisen Frauen, welche das Kind mit Wundergaben beschenken. Die Dreizehnte verwünscht die Königstochter, weil sie nicht eingeladen war zum Fest.

Inzwischen gibt es zu diesen weltbekannten Märchen wundervolle Disney-Realverfilmungen, etwa Maleficent mit Angelina Jolie in der Hauptrolle oder Cinderella mit Lily James und Cate Blanchett.

 

Der schottische Schriftsteller James Matthew Barrie erweckte 1904 die Figur des Peter Pan zum Leben. Die Geschichte scheint wie ein Tor zum Feenreich zu sein, wie eine Erinnerung an eine magische Zeit, als Feen unsere Welt besuchen konnten, wann immer sie wollten. Die kleine Fee Tinkerbell begleitet Peter Pan bei seinen Abenteuern im Nimmerland sowie bei seinen Ausflügen in die Menschen-Welt.

 

In den Ländern im Nordwesten Europas wie Irland oder Schottland, existieren zudem zahlreiche weitere Keltische Feenmärchen, dazu gibt es ein gleichnamiges Buch. Der Autor Frederik Hetmann sammelte dort Ende der 1960er Jahre bei seinen Reisen Geschichten über das Feenreich, um sie danach zu veröffentlichen. Der Begriff Feenkreis oder Feenring wird im Bezug auf das kleine Volk auch häufig erwähnt. Dazu nun ein kleiner Ausschnitt vom Feenmärchen Die verbotene Quelle, das mir dazu gut gefällt.

 

"(…) "Könnte das vielleicht eine Feenfamilie sein?" sprach er zu sich. Er hatte oft von Feen reden gehört und war an ihren Ringen vorbeigekommen, aber er hatte nie jemanden vom kleinen Volk selbst zu Gesicht bekommen. (…) Sie waren kleine Wesen beiderlei Geschlechts, so schön anzusehen, wie er nie einen Menschen gesehen hatte. Einige von ihnen tanzten. Sie hatten sich dabei an den Händen gefaßt und einen Kreis gebildet. (…) Es dauerte nicht lange, da wurden sie auf den Jungen aufmerksam und winkten ihn lachend zu sich heran. Zögernd kam er näher und näher, bis er es schließlich wagte, einen Fuß in den Kreis zu setzen. Kaum hatte er das getan, da vernahm er die wunderbarste Musik von der Welt. (…) Jede Art von Schönheit umgab ihn, und jede Art von Vergnügen wurde ihm dort geboten. (…) Es gab nur ein einziges Verbot. Es war ihm nicht erlaubt, aus einer bestimmten Quelle im Garten zu trinken. (…) Niemand sah zu, und da tauchte er seine Hand ins Wasser. (…) Er trank von dem Wasser. Und fort war der Palast und alle Feen. Er stand wieder im Gebirge, eben an der Stelle, an der er in den Feenring eingetreten war. (…)"

 

Das Wort "Fee" stammt aus den europäischen Sprachen (franz. Fée, ital. Fata/Fada, dt. Fee) und bedeutet Verzauberung oder eine Person, die zaubert - meist eine magische Frau, welche die Naturenergie nutzt.

Dafür gibt es wohl kein besseres Beispiel als Morgaine le Fay, die Fee Morgana - eine Gestalt aus keltischen Sagen rund um die Insel Avalon und König Artus. Sie wird als kleine schlanke Frau mit rabenschwarzen Haaren beschrieben. Sie ist eine Zauberin, eine Priesterin des alten Glaubens, die schon als Kind nach Avalon kam, um dort erzogen zu werden. Ob Morgaine, Morgana oder Morgane, es existieren zahlreiche Geschichten über diese weltberühmte Fee.

 

Ich rate jedem, sich einmal in den Sagenbüchern seiner Region umzuschauen. Denn dort tauchen sehr häufig Sagen mit Feen auf, z.B. in meiner Heimat Kärnten (Österreich). Im Kärntner Sagenbuch (mehrere Auflagen seit 1970) von Matthias Maierbrugger heißt es beispielsweise: Eine Bergfee brachte das Kärntnerlied.

 

"(...) Als die Leute des Gößbauern wieder einmal das wenige Heu zwischen den Steinwänden ernteten, schwebte plötzlich eine wunderschöne Bergfee aus dem Gletscherreich der Hochalmspitze zu ihnen nieder. Das goldblonde Haar wallte über ihre Schultern herunter, und über die ausgebreiteten Arme trug sie einen zarten Schleier, so dass sie einem Engel gleich durch die Lüfte kam. Die Leute erschraken wegen dieser holden Erscheinung, doch die Bergfee trat beim Gößbauer als Magd ein. (…)

Bei der schweren Arbeit begann sie plötzlich zu singen. Die Leute hatten noch nie ein Lied gehört, und waren ganz erstaunt, dass es etwas so Schönes gäbe. (…) Ein Lied nach dem anderen sang ihnen die neue, schöne Magd vor, die von den dankbaren Leuten wie ein Engel geliebt wurde. (…) "Singt nur weiter und Euch wird kein Leid mehr drücken!" sprach sie noch und schwebte wieder hinauf in das Gletscherreich der Hochalmspitze." (…) Überall, wo man die Lieder der Bergfee hörte, wurden sie nachgesungen. So ging unser schönes Kärntnerlied auf ungeahnten Siegeszug durch das ganze Land. (…)"